Ein Einblick in die PSI-Theorie von Julius Kuhl

Kürzlich erhielt ich im Rahmen einer Weiterbildung bei Giovanna Eilers einen kurzen Einblick in die PSI-Theorie von Julius Kuhl. Die vier Motive lassen mich nicht mehr los und ich bin fasziniert. 

 

In a nutshell:

Freiheitsmotiv - Wunsch nach freiem Selbstsein, frei sein von Einfluss, Selbstwachstum, Selbstvertrauen

Leistungsmotiv - Wunsch nach Herausforderung und Komplexität

Machtmotiv - Wunsch nach Einflussnahme und Wirkung

Anschlussmotiv - Wunsch nach Nähe, Kontakt und Zugehörigkeit

Kurzversion in Eilers G., Einblicke in die Persönlichkeit (2022)

 

Die vier Motive der PSI-Theorie von Julius Kuhl – Anschluss, Leistung, Macht und Freiheit – können auch bei Kindern eine große Rolle spielen, wenn es um ihre Motivation für die Schule geht. Jedes dieser Motive beeinflusst, wie Kinder auf schulische Anforderungen reagieren und wie engagiert sie lernen.

  1. Anschluss: Kinder mit einem starken Anschlussmotiv fühlen sich in der Schule vor allem dann wohl, wenn sie gute Beziehungen zu Mitschüler*innen und Lehrkräften haben. Sie sind besonders motiviert, wenn sie das Gefühl haben, dazuzugehören und akzeptiert zu sein. Fehlt diese soziale Einbindung, kann ihre Motivation sinken – sie brauchen die Sicherheit, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind.

  2. Leistung: Kinder mit einem ausgeprägten Leistungsmotiv sind oft stark an ihrem schulischen Erfolg interessiert und möchten sich beweisen. Sie blühen auf, wenn sie Aufgaben bewältigen und Anerkennung für ihre Leistungen erhalten. Ihre Motivation leidet jedoch, wenn die Aufgaben entweder zu leicht oder zu schwer sind und sie dadurch das Gefühl haben, sich nicht weiterentwickeln zu können.

  3. Macht: Kinder mit einem hohen Machtmotiv suchen nach Einfluss und möchten die Kontrolle über ihre Umgebung ausüben. In der Schule zeigt sich dieses Motiv häufig in Führungsrollen oder beim Bestreben, Regeln oder Entscheidungen mitzugestalten. Wenn sie jedoch das Gefühl haben, zu wenig Einfluss nehmen zu können, könnte dies ihre Motivation dämpfen oder sogar zu Widerstand gegen die Schulstrukturen führen.

  4. Freiheit: Kinder mit einem starken Freiheitsmotiv legen großen Wert auf Autonomie und eigene Entscheidungsfreiheit. Sie sind motiviert, wenn sie in Projekten oder Aufgaben kreative Freiräume haben und selbstbestimmt lernen dürfen. Werden sie zu sehr eingeschränkt, verlieren sie möglicherweise die Motivation und reagieren negativ auf zu rigide Strukturen.

Wenn wir Lehrpersonen die unterschiedlichen Motive der Kinder zu erkennen und zu berücksichtigen versuchen, können wir eine Lernumgebung schaffen, die die individuellen Bedürfnisse besser anspricht. Klingt einfach, ist aber im Alltag eine Herausforderung. Das Annehmen der Herausforderung lohnt sich bestimmt. Womit dann auch wieder das Leistungsmotiv bedient wäre...

 

 

Und wie sieht es bei mir als Lehrperson aus? Aus welchem Motiv heraus bin ich Lehrerin geworden? Beeinflusst mich vor allem das Machtmotiv, ich möchte also etwas bewirken? Mag ich die Herausforderung, stofflich oder in der Begegnung mit den Kindern? 
Wenn ich ein bestimmtes Verhalten eines Kindes herausfordernd finde, welches meiner oder seiner Motive ist dann vielleicht tangiert? 

 

Ich bin fasziniert und möchte mehr wissen. Deshalb habe ich mich sofort zum PSi-Grundkurs angemeldet. Das Thema wird mich also weiter umtreiben und beschäftigen.