Affektive Rahmung begegnet uns ständig im Alltag und beeinflusst oft unbemerkt, wie wir auf Situationen reagieren. Sie beschreibt, wie unsere Emotionen durch den Rahmen, in dem eine Information oder Situation präsentiert wird, geprägt werden. Ein Beispiel ist die Art, wie wir auf Kritik reagieren: Wird uns Feedback in einem freundlichen Ton gegeben, nehmen wir es eher an, während harsche Worte uns defensiv oder verletzt machen können.
Wenn wir uns dieser emotionalen Rahmung bewusst sind, können wir besser verstehen, warum wir auf bestimmte Aussagen oder Situationen stärker reagieren. Dadurch können wir lernen, einen Schritt zurückzutreten, um die Informationen objektiver zu betrachten. Dies hilft uns, uns weniger manipulieren zu lassen und unsere eigenen Gefühle und Reaktionen besser zu reflektieren.
Bandura zum Beispiel erwähnt in seiner Theorie der Selbstwirksamkeit das Interpretieren und Erklären körperlicher und affektiver Zuständ als ein Weg zu mehr Selbstwirksamkeit. Wenn ich weiss, was mit mir geschieht, kann ich darauf anders reagieren.
Im Coaching und in der Supervision arbeite ich oft mit dieser affektiven Rahmung. Wenn jemand seine (auch körperlichen) Reaktionen – Damasio spricht von somatischen Markern - auf gewisse «Trigger» kennt, können diese genutzt und umgedeutet werden.
Ein Beispiel: Eine Klientin schildert, dass sie sich «wie gelähmt» fühlt, wenn sie kritisiert wird. Ihr Hirn wertet Kritik als Bedrohung. Sie beschreibt, dass sie dann ein Herzrasen spürt und anfängt zu schwitzen. Als sie versteht, dass das ein Zeichen von Stress ist, das in anderen Situationen ja durchaus Sinn macht, suchen wir einen Weg, wie sie diese Zeichen des Körpers nutzen kann, um in ähnlichen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Ziel ist es, neu diese Anzeichen nicht mehr als negativ, sondern als Hinweis darauf zu werten, dass sie die Möglichkeit hat, anders zu reagieren. In der hypnosystemischen Arbeit redet man dann von utilisieren. Es geht also nicht darum, diese Reaktionen «weghaben» zu wollen, sondern diese in einen anderen Kontext zu stellen, sie annehmen und als Hinweis werten zu können.
Das kann auch in der Schule genutzt werden. Wenn Kinder verstehen, was mit ihnen geschieht, was ihr Körper in bestimmten Situationen mit ihnen macht, können sie lernen, damit umzugehen und Wege zu finden, die ihnen in solchen Momenten weiterhelfen.