Heute freue ich mich ganz besonders auf meinen Unterrichtstag: Die Schnupperlektionen für die Gymivorbereitung stehen an. Seit vielen Jahren biete ich diese Vorbereitung an unserer Schule an und ich liebe es!
Natürlich lässt sich das Langzeitgymi nach der sechsten Klasse kritisch diskutieren. Es gibt zahlreiche Pro- und Contra-Argumente. Diese Debatte möchte ich hier jedoch bewusst beiseitelassen. Stattdessen geht es mir um eine andere Frage: Wann soll die Gymivorbereitung stattfinden?
Ich bin überzeugt: Sie gehört in die reguläre Schulzeit.
Warum? Hier meine Argumente:
Kinder haben ohnehin schon genug Unterricht
Viele der Kinder, die sich fürs Gymnasium eignen, verbringen ohnehin zahlreiche Stunden im Unterricht damit, auf andere zu warten. Weshalb sollten sie dann auch noch zusätzliche Schulzeiten, vielleicht am Mittwochnachmittag, investieren müssen?
Belastungsprobe? Nicht nötig
Manchmal wird argumentiert, die zusätzliche Belastung ausserhalb der Schulzeit sei ein Test, ob die Kinder es wirklich wollen. Für mich überzeugt das nicht. Ihre Motivation zeigt sich auf andere Weise:
- in ihrem Engagement,
- im Tempo der Lektionen,
- in der Bereitschaft, zusätzliche Hausaufgaben zu bewältigen.
Raum für Differenzierung
Bei uns dürfen die Kinder oft während der regulären Lektionen an den Gymi-Aufgaben arbeiten. Dafür lassen sie anderes weg. Das ist ein Prinzip, das man in der Begabungsförderung „compacting“ und „enrichment“ nennt. So bleiben sie gefordert, ohne zusätzlich belastet zu werden.
Umgang mit Druck
Natürlich gehört Druck zur Gymiprüfung dazu. Doch auch das lässt sich während der Schulzeit üben. In unseren Vorbereitungslektionen führen wir viele Gespräche:
- Wie gelingt es, beim Üben dranzubleiben?
- Wie gehen die Kinder mit Prüfungsangst um?
- Wie können sie ihre Motivation aufrechterhalten?
All das sind wertvolle Lerngelegenheiten und zwar ohne dass der Nachmittag oder Abend zusätzlich verplant wird.
Heute schnuppern die neuen Kinder in die Vorbereitung hinein. Ich liebe diese Momente: Wenn die Spannung spürbar wird, wenn die Kinder neugierig auf die ersten
Aufgaben schauen, wenn einer kichert und flüstert: „Ui, das ist ja schon ziemlich schwierig…“ und alle gemeinsam motiviert weiterknobeln.
Nach den Herbstferien geht es hoffentlich mit vielen motivierten Schülerinnen und Schülern los.
Und mein Fazit bleibt: Gymivorbereitung gehört in die Schulzeit und nicht darüber hinaus.